Kurz nach der erleichternden Neuwahl des US-amerikanischen Präsidenten las ich, dass Joseph Epstein, 83, der neuen First Lady, Dr. Jill Biden, öffentlich geraten hat, auf ihren Doktortitel zu verzichten ("a bit of advice"). Hat der Mann zu viel House of Cards gesehen? Ärgert er sich, nicht neuer Präsidentenberater geworden zu sein? Hat er eine Wette verloren und musste den dümmsten Artikel ever im Wall Street Journal veröffentlichen? Oder – just a WOM, a White Old Man?

Etwa zur gleichen Zeit bekundete Dieter Rickert, 80, laut Anmoderation des FAZ-Artikels „Altmeister der Headhunter“, warum die Frauenquote in Vorständen „völliger Unsinn“ ist: „Die Quote wird zu mehr Vorstandspositionen für Frauen führen, aber ob dadurch die Produktivität der Unternehmen verbessert wird und das eigentliche Unternehmensziel, der Gewinn, steigt, ist mehr als zweifelhaft.“

Die ein paar Tage später erschienene „Gegenrede“ mit dem Titel „Frauen machen Firmen besser“, geschrieben von zwei weiblichen Professoren, Patricia Feldhoff und Astrid-Szebel, ärgerte mich aber noch viel mehr! „Die Quote macht Unternehmen stärker. Und nutzt sogar den Männern.“ Hallo Osram!? Hallo Wachkaffee!? Wo bist du, heller Tag!?

Warum sollten Frauen Unternehmen besser machen müssen (als Männer), um Vorstand oder Aufsichtsrat zu werden? Wieso sollten Frauen einen Beweis erbringen müssen, dass ihre Bestellung im Top Management sich lohnt? Das wäre außerdem nur nachweisbar, wenn Vorstände ab jetzt ausschließlich mit Frauen besetzt wären. Das weiß jeder, der mal etwas von Kontrollgruppen gehört hat – und seit der Test- und Impfdebatte dank Covid-19 haben wir hier Herdenimmunität gegen Unwissen. Denn es bleibt ja immer noch die andere, die männliche Hälfte der Quote. Und die ist bestimmt nicht besser als die weibliche, sondern meiner Erfahrung nach pi mal Daumen gleich gut.

Die Argumente pro und contra Quote basieren auf einem Denkfehler, einem WOM-seitig möglicherweise instrumentellen Denkfehler. Mit Klagenfurt-, wenn nicht gar Stockholm-verdächtiger Sprachgewalt belehrt uns der Altmeister: „Die Quote ist Unfug. Mit gleicher Wunschlogik könnte man Quoten für mehr Sonnentage verfügen.“ Herr Rickert, das Ziel der Quote ist nicht bessere Unternehmen, sondern Gleichberechtigung! Solange Frauen nachzuweisen haben, dass wir „besser“ sind und Unternehmen „besser machen“, haben wir keine Gleichberechtigung. Erst wenn auch Blenderinnen, Mittelmaß* und Pfeif*en zu mindestens 50 Prozent Vorstand* sind, können wir die Quote samt Genderstern wieder abschaffen.


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Der kleine Lord Fauntleroy
 

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